Überblick
Im Jahr 2009 haben einige Länder und Kommunen gemeinsam mit dem Bund die
„Einheitliche Behördennummer 115“ eingeführt. Eine einheitliche, leicht zu
merkende Rufnummer für Auskünfte zu allen Verwaltungsfragen, die perspektivisch
in ganz Deutschland erreichbar sein soll. Ziel ist es, die für die Bürger/innen
lästige Suche nach Ansprechpartnern, Zuständigkeiten und Sprechzeiten in der
öffentlichen Verwaltung zu beenden.
Die 115 ist eine Anwendung des IT-Planungsrats; Bund und teilnehmende
Länder tragen gemeinsam die Kosten für die zentralen Komponenten, zu denen auch
das 115-Wissensmanagement und der Netzbetrieb der 115 zählen. Die Kommunen
beteiligen sich am 115-Verbund über die Finanzierung der örtlichen
Infrastruktur.
115-Ablauf
Der Anrufer wählt die 115 und wird mit dem örtlichen Service-Center, das
montags bis freitags von 8-18 Uhr erreichbar ist, verbunden. Hierbei werden 75%
der Anrufe in den ersten 30 Sekunden entgegengenommen. Ein geschulter
Service-Center-Agent nimmt das Anliegen entgegen. Zur Beantwortung zieht der
Agent die 115-Wissensdatenbank und den Hessenfinder sowie weitere
Informationsquellen zu Rate. Ca. 80% der Anfragen werden im Erstkontakt
beantwortet. Bei den verbleibenden 20% der Anrufe fragt der Agent bei dem/der
zuständigen Mitarbeiter/in in der zuständigen Behörde nach oder er hinterlässt
eine Rückrufnotiz. Eine Rückmeldung von der zuständigen Behörde an den Anrufer
erfolgt dann innerhalb von 24 Stunden.
Vorteile für die Bürger/innen der Gemeinde
Hohenstein
·
Erreichbarkeit
der Verwaltung: Mo-Fr, 8-18 Uhr. Dies ist eine höhere Erreichbarkeit als die
Verwaltung bisher leisten kann.
·
Keine
Recherche von Zuständigkeiten und Telefonnummern: Die zentrale telefonische
Anlaufstelle für die Bürger/innen ist die 115. Dort liegen alle Informationen
entweder direkt vor, oder sie werden von dem 115-Agent recherchiert.
·
Vermeidung
unnötiger Behördengänge: Die 115 gibt präzise Auskunft darüber, bei welcher
Behörde welche Leistung erledigt werden kann, wie die Öffnungszeiten lauten und
welche Unterlagen mitgebracht werden müssen.
·
Anliegen
werden überwiegend im Erstkontakt geklärt: Durch die umfangreiche Datenbank
können viele Anliegen, die derzeit teilweise noch in die Fachabteilungen
weiterverbunden werden müssen, direkt zur Zufriedenheit des/der Kunden/innen
erledigt werden.
·
Verständliche
und zuverlässige Auskünfte: Die 115 verwendet nur von den Teilnehmern
qualitätsgesicherte Informationen. Die Agents sind Profis mit entsprechender
Schulung und können auch bei schwierigen Anliegen oder schwierigen Kunden den
richtigen Ton treffen.
Vorteile für die Gemeinde Hohenstein
·
Entlastung
der Fachabteilungen: Bisher rufen Bürger/innen oftmals entweder direkt in den
Fachabteilungen an oder werden durchgestellt. Dies stellt eine ineffiziente
Unterbrechung der Arbeit der jeweiligen Sachbearbeiter/innen dar. In vielen
Fällen werden lediglich einfache Fragen beantwortet, die durch einen 115-Agent
zukünftig beantwortet werden können. Die Sachbearbeiter/innen der Verwaltung
können sich somit besser auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.
·
Vermeidung
der Konkurrenz zwischen Telefon- und Vor-Ort-Kunden: Derzeit wird das Haupt-Anrufvolumen
durch das Bürgerbüro angenommen. Diese ist jedoch auch gleichzeitig die erste
Ansprechpartnerin für die Kunden/innen, die sich in das Rathaus begeben.
Oftmals stehen die Mitarbeiter/innen vor der Entscheidung, das Telefon klingeln
zu lassen und einen Vor-Ort-Kunden zu bedienen oder den Vor-Ort-Kunden warten
zu lassen und den Anruf anzunehmen. Beides entspricht nicht der Hohensteiner
Service-Orientierung. Durch das 115-Service Center wird der Service für
Telefonkunden von Vor-Ort-Kunden getrennt: Die Mitarbeiter/innen des
Bürgerservices können sich ohne Störung auf die Vor-Ort-Kunden konzentrieren.
Dadurch erfahren die Kunden eine höhere Wertschätzung.
·
Aufrechterhaltung
der Servicebereitschaft bei Personalengpässen: Bei hohen Personalausfällen ist
der Telefonservice eines der ersten Dinge, die quantitativ und qualitativ
zurückgefahren werden. In solchen Situationen kann es schwierig sein, die
Gemeindeverwaltung telefonisch zu erreichen. Dies führt zu einer berechtigten
Unzufriedenheit bei den Bürgern/innen. Das 115 Service Center hingegen besitzt
einen eigenen Personalstamm und kann bei besonders schwierigen Lagen andere 115
Service Center zur Unterstützung hinzuziehen. Eine Erreichbarkeit ist somit
garantiert.
·
Entlastung
in schwierigen Lagen: Bei Bränden, Notfällen, Bombenfunden oder Unfällen rufen
viele Bürger/innen in der Verwaltung an oder blockieren durch die ein Vielzahl
von Anrufen die Notrufnummer 112, um Informationen zu erhalten. Hierdurch wird
die Verwaltung bei dieser schwierigen Lage zusätzlich belastet und in den
zentralen Leitstellen können bei der Bearbeitung von Notrufen Verzögerungen
eintreten, die eine frühzeitige und rechtzeitige Hilfe erschweren. Zukünftig
kann die 115 in solchen Fällen Auskunft bieten.
·
Imageverbesserung:
Die 115 ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Kooperation zwischen Bund,
Ländern und Kommunen.
·
Indikator
für Bürgerbedürfnisse: Die 115-Agents sind das „Ohr“ an den Kunden/innen: Sie
erkennen schnell, wenn vermehrt Anrufe zu bestimmten Themen, die die
Bürger/innen beschäftigen oder belasten, anfallen. Diese Information kann die
Verwaltung effizient nutzen, um Maßnahmen zu ergreifen, bevor eine Situation
zum Problem wird oder eskaliert.
Projektübersicht
Es wurde ein Projekt, das nahezu alle Kommunen des
Rheingau-Taunus-Kreises einschließlich des Kreises selbst umfasst, gestartet.
Ziel war es mit möglichst vielen Kommunen des RTK geschlossen dem 115-Verbund
beizutreten.
Das Projekt wird von der Stadt Taunusstein zentral gesteuert. Hierdurch
wird sichergestellt, dass alle Kommunen an einem Strang ziehen und effizient
zusammenarbeiten. Abgesehen von den Gemeinden Waldems und Kiedrich haben alle
Kommunen ihr Interesse an der 115 bekundet.
Für den weiteren
Fortgang des Projektes sind zwei Schritte geplant:
1. Das Aufschalten der Kommunen an den
115-Verbund über ein bereits bestehendes Service-Center, um die
115-Erreichbarkeit sicherzustellen.
2. Den Aufbau eines eigenen Service-Center
im Rheingau-Taunus-Kreis, um zusätzlich zur 115 die zentralen Rufnummern der
Verwaltungen auf das Service-Center umzuleiten.
Diese Vorlage behandelt ausschließlich den ersten Schritt. Für den zweiten Schritt sind umfangreiche
Analysen und Kostenbetrachtungen notwendig, bevor das weitere Vorgehen in
dieser Richtung geplant werden kann. Die politischen Gremien werden
diesbezüglich auf dem Laufenden gehalten.
Ergebnis des Projektes
Das Service-Center Metropolregion Rhein-Neckar ist der ideale Vertragspartner
für die Kommunen des Rheingau-Taunus-Kreises:
• Es besitzt freie Kapazitäten und kann die
RTK-Kommunen schnell aufnehmen;
• Es besitzt einen exzellenten Ruf;
• Die Kennzahlen sind hervorragend (z. B.
Fallabschluss 89,16% in 2017- Forderung ist 65%);
• Es gibt 79 Kooperationspartner (Kreise,
Kommunen);
•
Ca.
1,87 Mio. Einwohner im versorgten Gebiet;
•
Der Betrieb ist wirtschaftlich;
Eine Abordnung der Stadt Taunusstein, die das Projekt steuert, hat sich
vor Ort von der Professionalität des Service-Centers überzeugt. Die
Zusammenarbeit wird in Form einer Öffentlich-Rechtlichen-Vereinbarung (Anlage)
begründet.
Kosten für die 115-Anbindung:
Der Rheingau-Taunus-Kreis und
die teilnehmenden kreisangehörigen Kommunen zahlen einen fixen Sockelbetrag und
einen variablen Minutenpreis (Anrufaufkommen). Der Sockelbetrag ist abhängig
von der Einwohneranzahl der teilnehmenden Kommunen und errechnet sich aus den
Fixkosten des Servicecenters. Der Minutenpreis ergibt sich aus den
Jahresanrufminuten im Verhältnis zu den variablen Kosten. Die durchschnittliche
Rufdauer beträgt ca. 3,0 Minuten.
Sockelbetrag:
Für alle Auftraggeber - Gemeinde
Aarbergen, Stadt Bad Schwalbach, Stadt Eltville, Stadt Geisenheim, Gemeinde
Heidenrod, Gemeinde Hohenstein, Gemeinde Hünstetten, Stadt Idstein, Stadt
Lorch, Gemeinde Niedernhausen, Stadt Ostrich-Winkel, Stadt Rüdesheim, Gemeinde
Schlangenbad, Stadt Taunusstein, Gemeinde Walluf und dem Rheingau-Taunus-Kreis
(Stand 2019) - fällt ein Sockelbetrag von
0,10 EUR je Einwohner jährlich an.
·
Hierdurch entstehen Kosten in Höhe ca. 18.000 € (je nach
Einwohnerzahl).
Dieser Sockelbetrag wird komplett vom Rheingau-Taunus-Kreis
übernommen.
Variabler Minutenpreis:
Die kreisangehörigen Städte und
Gemeinden zahlen nach Anrufaufkommen (ohne Sockelbetrag). Die Anrufminuten
werden mit dem Minutenpreis von 1,15 EUR (fix) multipliziert. Berechnet werden
nur Anrufe, die von den Agenten des Servicecenters angenommen werden.
·
Die
variablen Anrufkosten werden prozentual nach Einwohnern verteilt und von den
teilnehmenden Städten und Gemeinden übernommen.
Rechnungstellung:
Die Auftraggeberin stellt die
Gesamtrechnung an die Stadt Taunusstein. Von dort wird die Rechnung in einer
Summe bezahlt.
Die Stadt Taunusstein schlüsselt
die Rechnung auf und stellt die jeweiligen Summen den Kommunen / dem Kreis in
Rechnung:
- Der Sockelbetrag
wird dem Kreis in Rechnung gestellt
- Der variable
Minutenpreis wird den Kommunen anteilig ihres Bevölkerungsanteils (gemäß
der jeweils aktuellen Daten des Statistischen Landesamtes) in Rechnung
gestellt.
Kostenschätzung:
Jährliche Kosten für die teilnehmenden Kommunen
Angenommene
jährliche Anrufe: 2.000 Stück
Kosten eines
Anrufs: 3 Minuten x 1,15 € (Minutenpreis) = 3,45 €
Gesamtkosten aller
Anrufe: 3,45 x 2.000 = 6.900 €
Kosten pro Kommune |
||||
Kommune |
Einwohnerzahl |
Teilnahme |
%-Anteil |
|
|
|
|
|
|
Aarbergen |
6.122 |
ja |
3,44% |
237,06 € |
Bad Schwalbach,
Kreisstadt |
11.219 |
ja |
6,30% |
434,43 € |
Eltville am
Rhein, Stadt |
17.154 |
ja |
9,63% |
664,25 € |
Geisenheim,
Hochschulstadt |
11.661 |
ja |
6,54% |
451,54 € |
Heidenrod |
7.947 |
ja |
4,46% |
307,73 € |
Hohenstein |
6.191 |
ja |
3,47% |
239,73 € |
Hünstetten |
10.488 |
ja |
5,89% |
406,12 € |
Idstein,
Hochschulstadt |
24.879 |
ja |
13,96% |
963,38 € |
Kiedrich |
4.072 |
nein |
- |
- |
Lorch, Stadt |
3.825 |
ja |
2,15% |
148,11 € |
Niedernhausen |
14.831 |
ja |
8,32% |
574,29 € |
Oestrich-Winkel,
Stadt |
11.962 |
ja |
6,71% |
463,20 € |
Rüdesheim am
Rhein, Stadt |
10.005 |
ja |
5,61% |
387,42 € |
Schlangenbad |
6.463 |
ja |
3,63% |
250,26 € |
Taunusstein,
Stadt |
29.895 |
ja |
16,78% |
1.157,61 € |
Waldems |
5.158 |
nein |
- |
- |
Walluf |
5.549 |
ja |
3,11% |
214,87 € |
|
|
|||
Rheingau-Taunus-Kreis
gesamt |
187.421 |
|||
Einwohner der
Teilnehmer |
178 191
|
100,00% |
||
Einwohnerdaten: Stand 30. Sept. 2018
statistisches Landesamt |
|
|
|
|
Je nach Bekanntheitsgrad und entsprechender Nutzung des 115-Services
kann die Anrufzahl (und damit die Kosten) schwanken. Erfahrungswerte zeigen,
dass selbst bei intensiver Bewerbung der 115 eine Anrufanzahl von 4000 Stück
pro Jahr für alle Teilnehmer insgesamt nicht überschritten werden wird.
Sonstige Kosten:
Für die Weiterleitung von Tickets (Anliegen, die die 115 nicht
selbständig lösen kann und daher an die jeweilige Verwaltung weiterleitet),
nutzt das Service Center das NDB („Netz des Bundes“). Dies ist eine sichere,
verschlüsselte Verbindung zwischen Behörden. Für Hessische Kommunen wird die
Verbindung über die ekom21 bereitgestellt. Die Kosten hierfür sind von der
Bevölkerungszahl der Kommune abhängig. In der letzten Zeit hat die Bedeutung
des Datenschutzes erheblich zugenommen, daher ist die Frage einer sicheren
Verbindung der Behörden untereinander auch außerhalb der 115 ein relevantes
Thema.
Für die Gemeinde Hohenstein entstehen Kosten in Höhe von
jährlich netto maximal ca. 400 Euro sowie Dienstleistungskosten zur
Konfiguration der Verbindung.
Organisation:
In der Anfangsphase fallen nicht unerhebliche organisatorische
Tätigkeiten an, wie z. B. die Aktualisierung des Hessenfinders (die aber auch
ohne die 115 sichergestellt werden müsste) und das Erstellen von
Telefonverzeichnissen.
Diese Tätigkeiten sind von jeder der teilnehmenden Kommunen selbst zu
erledigen.
Die Stadt Taunusstein wird, um das Projekt anzuschieben und den Erfolg
sicherzustellen, in der anfängliche Phase der Koordination zwischen Service
Center und RTK-Kommunen eine Mitarbeiterin abstellen, die für alle Kommunen das
organisatorische Bindeglied zwischen Service-Center und Verwaltung darstellt.
Hierdurch wird die Kommunikation erleichtert, die teilnehmenden Kommunen werden
entlastet und die Koordination bleibt in einer Hand.
Werbung:
Die Bevölkerung muss auf die 115 aufmerksam gemacht werden. Je mehr
Menschen die 115 nutzen, desto größer ist der Nutzen, den die Gemeinde
Hohenstein daraus zieht. Daher müssen Werbemaßnahmen - idealerweise abgestimmt
mit den anderen Teilnehmern des RTK - durchgeführt werden. Neben Bewerbung auf
Briefvorlagen, Newslettern und Websites kommen auch andere Medien wie
Plakatierung, Flyer, Radiowerbung etc. in Frage. Der 115-Verbund stellt
Werbe-Gadgets wie Kugelschreiber, Post-Ist, Blöcke und auch Vorlagen für
Plakate zur Verfügung.
Zusammenfassung:
Durch die Teilnahme am 115-Verbund werden
nachstehende Zielstellungen erreicht:
·
deutlich verbesserte Erreichbarkeit;
·
Entlastung der Sachbearbeiter(innen) in den Fachabteilungen von
Standardtelefonaten;
·
Entlastung der Bürgerbüros von Standardtelefonaten
("Backoffice");
·
Erhöhung der Qualität der Telefonate;
·
Sehr gute Außenwirkung;
·
Verbesserter Service bei moderaten Kosten.
Öffentlich-rechtliche Vereinbarung
Charta Regelbetrieb
Die Gemeindevertretung der Gemeinde Hohenstein beschließt dem 115 Verbund bei zutreten.
24.04.2019 |
Gemeindevorstand |
Der Gemeindevorstand der Gemeinde Hohenstein empfiehlt der
Gemeindevertretung der Vorlage A1/030/2019 (Beitritt zum 115 Verbund) in der
vorgelegten Form zuzustimmen. |
|
einstimmig beschlossen |
|
|
|
|
|
05.06.2019 |
Haupt-
und Finanzausschuss |
Wird mündlich
vorgetragen |